Zum Feiern ist es wahrlich zu früh. Zu viel kann noch passieren. Trotzdem muss ich hier eine Lanze für meine Leute brechen. Anastasia hatte in prophetischer Vorahnung frühzeitig einen Vorrat an Desinfektionsmitteln angelegt und alle Reinigungsmittel auf die Anforderungen für Klinikhygiene angepasst. Handschuhe benutzen unsere Pflege- Putz- und Küchenkräfte ohnehin routinemäßig, die einen blau, die anderen weiß. Jetzt ist die Farbe ohnehin zweitrangig. In allen Fluren, im Club und im Lift haben wir schon seit Jahren Spender zur Handdesinfektion. Bis jetzt reicht das Material. Weil Nachschub für die Spender fraglich war, hat Anastasia Sprühflaschen mit Desinfektionsmittel bestellt, die auch schon geliefert wurden. Nächste Woche sind 3.000 Handschuhe avisiert. Weil wir normalerweise keinen großen Vorrat an Gesichtsmasken haben, wurde es knapp, also hatte Anastasia welche genäht. Wenn man sich auf einen Menschen verlassen kann … Auch Iris, eine ehemalige Reinigungskraft, jetzt in Kinderpause, die in der Nachbarschaft wohnt, hat Masken genäht und uns gebracht. Zusammen mit denen, die uns die Guardia Civil gebracht hat, sollte es reichen, bis der bestellte Nachschub kommt. Auch die notwendigen Anpassungen des Dienstplans sind geräuschlos über die Bühne gegangen. Die Mitarbeiterinnen ohne abhängige Kinder haben Dienste mit denen getauscht, die zu Hause gebraucht werden. Alicia, unsere Enfermera, hat eigentlich Haus und Mann in Murcia und in Beniarbeig nur ein Zimmer. Seit Wochen war sie nicht zu Hause. Immer ruhig, kompetent und freundlich. Unsere Bewohner können deutsch mit ihr reden. Ich auch. Sonia, die Supervisora, lebt mit ihrem deutschen Mann und ihren Kindern in Beniarbeig. Immer behält sie den Überblick, strahlt Ruhe und Kompetenz aus und sieht alles. Schon lange vor der Ausgangssperre haben alle freiwillig ihre Kontakte eingeschränkt, keine Veranstaltungen und Feste besucht. Auch unsere Bewohner hatten wir gebeten, das Haus nicht zu verlassen und keine Besuche zu empfangen. Wir können ja nichts verbieten, weil wir nur Vermieter sind, nicht „Heimleitung“. Unsere Ausflüge haben wir frühzeitig abgesagt. Wir können nur hoffen, dass alles gut bleibt. Auf meine Mitarbeiter jedenfalls bin ich sehr stolz. Es mag pervers anmuten, dass mir die Zahlung der Gehälter, immerhin -zigtausend Euro, gestern wirklich Freude gemacht hat, aber es ist so.